100 Jahre Jura Soyfer

soyferDer Literat und Kommunist ■ Die Initiativen anlässlich des 100. Geburtstags von Jura Soyfer waren und sind so dicht, dass selbst der anfangs äußerst reservierte ORF sowohl im Hörfunk als auch im Fernsehen nachbessern musste.

Von Lutz Holzinger

In dem Zusammenhang wird versucht, Licht ins Dunkle zu bringen, was Person und Werk des fortschrittlichen Autors betrifft, der noch vor Erreichen seines 27. Lebensjahres im KZ Buchenwald umgekommen ist.


Mittlerweile existiert unter www.orf.at eine eigene Internetadresse auf der man nachlesen kann, was der ORF soyfermäßig zu bieten hat – einschließlich der Auswertung eines Gesprächs mit dem ehemaligen „Schmetterling“ Georg Herrnstadt, in dem er die Tatsache rühmt, dass Soyfer „kein Parteisoldat“ gewesen sei.

Interessant ist die Tatsche, dass der ORF es zu Stande bringt, auf den insgesamt vier größeren Beiträgen kein einziges Mal die definitive politische Einstellung des Dichters zu erwähnen. Verschwiegen wird jedenfalls die Tatsache, dass Soyfer das Versagen der Parteispitze der Sozialdemokratie im Februar 1934 veranlasste, der KPÖ beizutreten. Stellt man die Frage, wer Jura war, gehört zur vollständigen Antwort die Bezeichnung „Kommunist“!

Das Hauptwerk Soyfers, die Theaterstücke und das Romanfragment „So starb eine Partei“, sind durchwegs nach diesem Schritt entstanden. Auch wenn seine Eltern als Unternehmer vor den, wie der ORF schreibt, „Bolschewiken“ geflohen sind, so ist Soyfer aufgrund der Zustände der Welt, die er in seinem Werk beschreibt, wie sein Freundeskreis in der KPÖ gelandet.

Im offiziellen Österreich, das ohne den massiven Widerstand von KPÖ-Mitgliedern gegen den Nazi-Faschismus (siehe Moskauer Deklaration) gar nicht geben würde, gilt es derzeit offenkundig als Sakrileg, Kommunist oder Kommunistin zu sein.

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