La voix de la résistance

Schmetterlinge forever Teil II Beatrix Neundlinger, die Stimme des Widerstandes und der Schmetterlinge

Titelgeschichte der UHUDLA Ausgabe 95/2011

Die Neundlinger ist seit Jahrzehnten eine fleißige und äußerst kreative Arbeiterin in der Musikbranche und in der Theaterszene. Als Vorstandsvorsitzende des Wiener Integrationshauses engagiert sich Beatrix gesellschaftspolitisch für eine multikulturelle Gemeinschaft in der Wienerstadt. Als wissenschaftliche Facharbeiterin ist sie eine emsige Aus- und Weiterbildnerin für Jung und Alt, für Mann und besonders für Frau. Und als weibliche Stimme der Schmetterlinge (Proletenpassion UHUDLA Edition Textheft) hat sie einen aktiven Beitrag an der Musikgeschichte im In- und Ausland geleistet.


Begonnen hat die Karriere von Beatrix 1969 mit der Gründung der Gruppe Milestones. 1972 erreichte ein „Falter im Wind” beim Eurovisionssongcontest den 5. Platz mit den Meilensteinen. Im 76er des vorigen Jahrhunderts wurde die Neundlinger gemeinsam mit Willi Resetarits, Georg Herrnstadt, Erich Meixner, Herbert  Tampier und Helmut Grössing, eine der Schmetterlinge.

Ein deutschsprachiger  Meilenstein der Musikgeschichte war und ist die Proletenpassion. Das Dreifachalbum, damals LP genannt, war und ist auch noch heute verpflichtender Hörgenuss für alle, die die Welt zum Besseren verändern wollen. (Der UHUDLA hat eine Sondernummer dieses epochalen Werks von Texter Heinz R. Unger und den Schmetterlingen veröffentlicht. Siehe Inserat Seite 20).

Besondere Verdienste für die Pflege des politischen Liedes

Der Pariser Friedhof Père Lachaise war nicht nur das letzte Apartment der Doors-Legende Jim Morrison. Die Neundlinger setzte den heldenhaften Männern und Frauen der Pariser Kommune ein hörbares Denkmal. Spätestens seit dieser Zeit ist Beatrix die Stimme des Widerstandes in Österreich. Dieser Tradition ist sie treu geblieben.

30 Jahre nach dem Einstieg bei den Schmetterlingen  folgte ein neuer Streich von Beatrix. Das Multitalent feierte im November 2004 mit der neuen Formation „9dlinger & die geringfügig Beschäftigten” in der Wiener Kulisse Premiere mit ihrem Liedprogramm „ausgetrixxt“. Das Publikum erfuhr die Renaissance des „politischen Liedes“ mit Texten aus der bewährten Feder von Heinz R. Unger.
„Es ist höchste Zeit wieder mehr das politische Lied zu pflegen. Wir wollen mit unserem Programm ein neues Bewusstsein schaffen, in dem wir alltägliche Situationen mit weltpolitischem Geschehen verbinden,” begründet Beatrix ihr musikalisch politisches Engagement in der Gegenwart.
Als Präsidentin des Integrationshauses leistet die vielseitig beschäftigte Neundlinger einen wichtigen Beitrag zur gesellschaftlichen und kulturellen Integration  von MigrantInnen in der Wienerstadt. Sie tritt entschlossen gegen Rassismus, Diskriminierung und Ausgrenzung in allen ihren Betätigungsbereichen auf.
Von 1986 bis 2004 stand für Beatrix das Schmetterlinge-Kindertheater im Vordergrund ihres „Volks- und Kinderbildungswerkes”. Die Produktionen in chronologischer, stenografischer Reihen­folge:

1986 Valerie und die Gute Nacht Schaukel (Mira Lobe/Erich Meixner). 1990 Die Geggis. 1993 Flügel hat mein Schaukelpferd (Text: H. R. Unger). 1994 HansMeinIgel (von Wilfrid Grote). 1996 Concerto Grosso (Regie bei allen Produktionen: Georg Herrnstadt). 1998 Rosa & Petersil (Fritz  Schindlecker/Tampier, Meixner). 2001 Bremerwald (Grote/Herrnstadt). 2004 Pfoten weg von Jack.

Seit Sommer 2008 sind die Schmetterlinge  (ohne Willi Resetarits) wieder zusammen und sie spielen vereinzelt Konzerte mit dem Jura-Soyfer-Programm „Verdrängte Jahre”. „Ja das Soyfer Programm spiele ich persönlich sehr gerne. Seine Texte sind sehr anspruchsvoll und noch immer sehr aktuell. Es ist ein Verbrechen, dass Nazis den hervorragenden Literaten, nichteinmal 28jährig, 1939 im Konzentrationslager Buchenwald ermordet haben”, bekundet Beatrix ihre Wertschätzung für Jura Soyfer.

Mit Leib und Seele für eine bessere und gerechtere Welt

Die Neundlinger beklagt die Schwierigkeit Gigs zu erheischen. Die potentiellen Veranstalter sind rar geworden in Österreich. Das allgemeine Sparen hat auch vor der Kulturbranche nicht halt gemacht. Doch über Arbeitsmangel braucht sich die Beatrix nicht beklagen, denn sie ist zu vielseitig unterwegs und für Fadesse bleibt ihr sicher keine Zeit.

„Du kannst ja schreiben, dass die 9dlinger & die geringfügig Beschäftigten und die Schmetterlinge nicht ausgelastet sind. Vielleicht finden sich Veranstalter, die ein Herz für kulturelle und musikalische Weltverbesserung haben”, scherzt Beatrix.
Leider fehlt an dieser Stelle der Platz um alle Schallplatten, CDs und andere bleibenden Produktionen der Beatrix Neundlinger anzuführen. Stellvertretend zwei Homepages im Internet:
http://www.9dlinger.at
http://www.schmetterlinge-kindertheater.at
Martin Wachter

Eine Passion ist eine Leidenschaft
Beatrix Neundlinger (Titelgeschichte im UHUDLA 95) blickt zurück: „Wir haben damals in jedem Audimax gespielt. Und am 30. April oder am 1. Mai haben wir dreimal gespielt, mindestens“, sagt Beatrix Neundlinger rückblickend zu ihrer Leidenschaft für gesellschaftliches Engagement und politisches Lied. „Was wir schon damals für eine Funktion hatten, war, den Kampf der Linken zu verstärken. Als Selbstverständnis, die Geschichte als Abfolge von Klassenkämpfen und nicht der Herrschenden zu sehen“.

Die Schmetterlinge mit Leadsängerin Neundlinger: Eine Folk-Band für Polit-Rock und musikalische Agitation – so hieß das damals völlig ironiefrei. Sie war Mitwirkende bei der Originalfassung. Ebenso wie Autor Heinz R. Unger war sie zur Premiere nach Meidling ins Theater geladen und sie schildert ihre ersten Eindrücke: „Die Neufassung ist sehr heutig, informativer – weil mehr Multimedia eingesetzt wird. Und bei Sachverhalten, die wir künstlerischer und literarischer aufbereitet hatten, werden nun durch Multimedia die Zusammenhänge mehr erklärt.“
Böse Zungen behaupten, die Schmetterlinge hätten in erster Linie Balladen produziert, wo an deren Anfang die 12-saitige akustische Gitarre und Neundlingers Querflöte standen.

„Nein, es war Klavier und Querflöte“, sagt sie lachend, „tja, und so hat es hier auch im Theater angefangen. Dann ging es aber anders weiter, was sehr beruhigend war für mich.“ Frontfrau Neundlinger begann nach der Matura das Studium der Rechentechnik, kehrte aber bald der technischen Hochschule den Rücken, um sich voll und ganz der Musik zu widmen. Es folgte die Gründung der Gruppe Milestones. Kurz darauf wurde sie Mitglied der legendären Combo Schmetterlinge – und der Rest ist, wie es so schön heißt, Geschichte.

Die Produktionsbedingungen sind nicht erst seit Karl Marx ein wichtiger Faktor für das geknechtete Proletariat, dessen Erscheinungsform inzwischen viele neue Gesichter angenommen hat. Davon weiß auch Beatrix Neundlinger mit ihrer aktuellen Band namens „9dlinger und die geringfügig Beschäftigten“ ein Lied zu singen. „Künstler zu sein ist in Österreich ein prekäres Schicksal. Ich werde immer Mindestpensionistin bleiben.“
Seit 2002 arbeitet Neundlinger als Supervisorin in der Erwachsenenbildung (der UHUDLA berichtete 2011). Vor etwa fünf Jahren erhielt sie das Goldene Verdienstzeichen des Landes Wien. Also ist der Titel „Professorin“ nur noch eine Frage der Zeit? „Na, ich werde sicher nicht den Professortitel bekommen. Das Leben ist Ehrung genug für mich.“

Beatrix Neundlinger
Nach der Matura begann Beatrix Neundlinger das Studium der Rechentechnik, entschloss sich aber bald der technischen
Hochschule den Rücken zu kehren um sich vollkommen der Musik zu widmen. Es folgte die Gründung der Gruppe „Milestones“ und ein 5. Platz beim Songcontest 1972 mit „Falter im Wind“. Kurz darauf wurde Neundlinger Mitglied der mittlerweile legendären „Schmetterlinge“ und der Rest ist, wie es so schön heißt, Geschichte. Gemeinsame Produktionen wie „Proletenpassion“, „Herbstreise“, „Verdrängte Jahre“ oder „Die letzte Welt“ sind heute noch deutschsprachige Meilensteine zum Thema politisches Lied.
Seit 1985 widmet sich die Sängerin dem Kindertheater und wirkte in allen Produktionen des Schmetterlinge-Kindertheaters mit oder spielte auch unter der Regie von Erhard Pauer fürs Theater der Jugend.
2002 war das Jahr der Umgestaltung im Leben von Beatrix Neundlinger mit dem Bedürfnis aus ihrer Vergangenheit zu treten. Der satirisch humorige Lese- und Liederabend „Bitte wenden!“ mit Erwin Steinhauer erweckte die Neugier auf Neues.
Seit 2002 ist Neundlinger auch in der Erwachsenenbildung tätig: Gestaltung von Kreativtraining für Langzeitarbeitslose auf Auftrag des AMS-Wien, durchgeführt von Mentor-GmbH.
Leitung mehrerer Workshops für Bühnenpräsenz mit Kommunalpolitikern in Ausbildung zum Kommunalmanager (BFI Burgenland / EU).
Oktober 2004: Abschluss der Ausbildung zum Coach, Beginn der Weiterbildung zur Supervisorin.
November 2004 Premiere des neuen Projekts „9dlinger und die geringfügig Beschäftigten“ mit AUSGETRIXXT (Texte: Heinz R. Unger).
2004 bis 2007: Zuerst Abschluss der Supervisionsausbildung EAS und Beginn der Qualifizierung zur Lehrsupervisorin EAS.
Team- und Einzelsupervisionen (Witaf- Arbeitsassisitenz für Gehörlose)  Gestaltung und Durchführung eines Workshops für Berufs-, Handelsschüler und Lehrlinge zum Thema „working world net“ im Museum Arbeitswelt in Steyr. In der Folge leitete Beatrix Neundlinger zahlreiche Seminare zur Aus- und Weiterbildung  von Frauen, Arbeitslosen, Studenten, Chefitäten und MigrantInnen.
2007:  CD – Reflexionen, Konzerte mit „9dlinger und den geringfügig Beschäftigten“
2008: Seminargestaltung und Leitung für die Verwaltungsakademie des Bundeskanzleramtes (Beamtengrundausbildung / Kommunikation & Kundenorientierung in der Verwaltung).
Seminargestaltung für Frauen (sichtbar machen frauenspezifischer Fähigkeiten). Abschluss und Zertifikat zur Lehrsupervisorin EAS.
Seminare der Verwaltungsakademie der Stadt Wien für Führungskräfte. Thema: „Gesprächsführung & Rollenspiel“.
2009: Verleihung des Goldenen Verdienstzeichens des Landes Wien.
Konzerte mit der Gruppe „Schmetterlinge“ und dem Programm “Verdrängte Jahre“.
Neues Programm und Konzerte mit „9dlinger und den geringfügig Beschäftigten“.

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