Besser helfen als reden

© Georg Fuchs

SteirerInnen sind anders ■ Es gibt in der Steier­mark kein Fußballstadion, das groß genug wäre, um alle 44.247 KPÖ-WählerInnen bei der Land­tagswahl aufzunehmen. Das zeigt die Dim­ension des Erfolges für eine Partei, die oft totgesagt wurde und die in anderen österreichischen Bundesländern weiterhin eine Existenz am Rande des politischen Geschehens führt.

Lutz Holzinger sprach mit Ernest Kaltenegger über seine Arbeit im steirischen Landtag

Dieses Interview ist in der UHUDLA Ausgabe 77/2005 erschienen.

Die vier Landtagsabgeordneten der KPÖ, Claudia Klimt-Weithaler, Ing. Renate Pacher, Dr. Werner Murgg, Ernest Kaltenegger, sind erfahrene InteressensvertreterInnen der arbeitenden Menschen. Die Aufmerksamkeit konzentriert sich auf Ernest Kaltenegger, bisher acht Jahre Wohnungs­stadtrat in Graz und seit 25. Oktober Klubobmann der Kaltenegger-KPÖ im steiermärkischen Landtag.
Alle KPÖ-MandatarInnen, auch die neue Wohnungsstadträtin in Graz Elke Kahr und ihre Stadtratskollegin Wilfriede Monogioudis, spenden einen Großteil ihres Politikereinkommens für soziale Zwecke und unterstützen ganz konkret Menschen, denen es nicht so gut geht.

Wir kennen uns aus einer Zeit, als Du noch kein österreichweit bekannter Spitzenpolitiker, sondern ein Aktivist der KJÖ warst. Was hat sich für Dich seither geändert?
Kaltenegger: Sicherlich viele Le­bensumstände. Auch die Welt hat sich ganz anders entwickelt, als ich mir das vor 25 oder 30 Jahren vorgestellt hätte. Für mich ist eines nicht anders geworden: Ich will mich vor allem um die Interessen der sozial Schwächeren kümmern. Darum, dass es den ohnehin etwas besser Gestellten noch etwas besser geht, kümmern sich ja schon andere
Auf allen Ebenen muss ein Gegengewicht zu einer Entwicklung ge­schaffen werden, bei denen die Einkünfte der Superreichen immer schneller steigen, während die täglichen Sorgen der Mehrheit der Bevölkerung immer größer werden.
Ich sehe das Ergebnis der KPÖ als einen Beweis dafür, dass man als Kommunist in Österreich mit dieser Haltung Zuspruch und Unterstützung von beachtlichen Teilen der Bevölkerung erreichen kann.

Was ändert sich bei der KPÖ-Steiermark durch Landtags Einzug?
Kaltenegger: Ziel wird es sein, unsere Politik für die arbeitenden Menschen und die sozial Schwachen, die sich bisher auf die kommunale Ebene beschränkte, auch landesweit bemerkbar zu machen. Es ist notwendig, auf einer für uns neuen Ebene, der Landespolitik, zu arbeiten und öffentlich aufzutreten. Wir dürfen dabei aber nicht in höhere Sphären entschweben, sondern müssen weiter unser Hauptaugenmerk auf die Politik vor Ort legen.
Natürlich wird das schwieriger werden. Das Territorium ist größer geworden und entsprechend auch der Personenkreis. Trotzdem werde ich versuchen, die von mir im Grazer Stadtrat gepflegte bürgernahe Form, Politik zu machen, beizubehalten. Ich werde weiterhin Sprechstunden vor Ort durchführen. Es gibt bereits Anfragen aus der ganzen Steiermark von Leuten, die mich in der Erwartung konkreter Hilfe kontaktieren wollen. Die unverzichtbarste Erfahrung, die ich als Stadtrat gemacht habe, bestand im persönlichen Kontakt mit bedürftigen Menschen.

Wirst Du auch bei der Nationalratswahl 2006 für die KPÖ antreten?
Kaltenegger: Auf keinen Fall. Man darf sich nicht verzetteln. Die Wählerinnnen und Wähler würden es nicht verstehen, wenn jemand, der gerade erst in den Landtag gewählt worden ist, sich gleich wieder verabschieden würde. Wir haben in den Gemeinden und mit unserer Landtagsarbeit jetzt sehr viel zu tun, zumal sehr viel für uns neu ist. Außerdem gibt es in der steirischen KPÖ einige gute Leute, die sich auf einer Kandidatinnenliste vorne ganz gut schlagen würden.

Ernest Kaltenegger
geboren am 28. November 1949 in Rötsch bei Obdach (Bezirk Judenburg) Familienstand: Verheiratet, 1 Kind. Politische Funktionen: 1965 bis 1968 Obmann der Sozialistischen Jugend in Obdach. 1970 bis 1971 Bezirksobmann der SJ in Judenburg. 1972 Obmann der Kommunistischen Jugend Graz, dann Landessekretär der KJÖ. Seit 1981 Gemeinderat in Graz. Seit 1998 Stadtrat. Schwerpunkte der politischen Arbeit: Mieter­Innen-
Service, als Grazer Stadtrat: der Bau von erschwinglichen Wohnungen, Sanierung und Standardverbesserung von Gemeindewohnungen. Botschaft: Auch das ist Kultur: Ein Bad für jede Gemeindewohnung.

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