Insolvenz eines „Seelenverkäufers”

AGO -Human Resources ■ Kritische Berichterstattung des UHUDLA einst und heute. Scan 1
Wir bringen ein Zeitdokument der besonderen Art. Mit dem prophetischen Titel „Ein Bild der Zeit. Ein Zeitdokument – kommentierten wir das „Prachtexemplar” aus  dem Fuhrpark von mehreren  Fahrzeugen eines vor 12 Jahren neu gegründeten „Arbeitskräfteüberlassers”, im Volksmund auch „Seelenverkäufer”genannt. Der Chef von AGO rief empört in der Redaktion an und drohte mit Anzeige, Gericht und Kreditschädigung und überhaupt… siehe Bild nebenan,
erschienen in der UHUDLA Ausgabe 72/2004.

Der UHUDLA Unterstützer und Fotograf Franz Hausner stellte uns ein Foto zur Veröffentlichung zur Verfügung. Wir machten es kurz und bündig, weil ein Bild oft mehr sagt als tausend Worte. Der Text:
Ein Bild der Zeit. Ein Zeitdokument. Auf der Wiedner Hauptstraße steht ein BMW X5 mit acht Zylinder Motor, 4,4 Liter Hubraum und Alufelgen. Ein Firmenauto von AGO-Human Resources, mit der Werbeaufschrift der Firma AGO. Mit Arbeit lässt sich also Geld verdienen. Man braucht sich dafür nicht zu genieren. Mann kann das zeigen. Wenn man sich auf den Seiten der Homepage der Firma AGO umsieht – http://www.ago.at – versteht man auch, warum sich die Firmenleitung über das große, teure Auto definieren muss.
Das war der zynisch verfasste Text, denn der Autor dieser knappen Zeilen wußte, dass auf der Homepage ganze 17 zu vermittelnde Stellen angeboten wurden. Die Angebote lagen alle ausgedruckt in unserer Redaktions-Schublade. Und als der Geschäftsführer nach der Veröffentlichung anrief und drohte, war der Autor sehr gelassen. „Ja gehn’S nur vor Gericht, dann kann ich eventuell erfahren, wie eine Firma mit so wenig Geschäftsbereich, so einen teuren Fuhrpark mit mindestens fünf neuen Modellen aufwarten kann”, lautete die Antwort auf den Einschüchterungsversuch des AGO Chefs.
Warum dieser ganze Aufwand, zwölf Jahre später?  Ein paar Auszüge, eins zu eins entnommen von ORF.at am 5.Dezember 2015:

Personaldienstleister AGO ist insolvent

Der Personaldienstleister AGO ist insolvent und beantragt ein Sanierungsverfahren mit einer 20-Prozent-Quote. Das wurde in einer Aufsichtsratssitzung beschlossen. Es sind laut Geschäftsführung 278 Beschäftigte betroffen.
AGO wird am 10. Dezember den Insolvenzantrag mit Sanierungsplan beantragen. Die Arbeitsplätze der Mitarbeiter seien aus heutiger Sicht somit gesichert, und man werde die Verträge weiterhin erfüllen können.
Von der Insolvenz sind 278 Mitarbeiter betroffen, von denen etwas mehr als 100 als IT-Kräfte im städtischen Krankenanstaltenverbund (KAV) beschäftigt sind.
Auch MIC insolvent
Ebenfalls ein Insolvenzantrag gestellt wurde für die MIC (Medical Implants Competence). Die Insolvenz der erst 2014 gegründeten MIC sei unvermeidlich, teilte die AGO am Samstag mit, die Assets der MIC und die von der Insolvenz nicht betroffenen anderen Unternehmen der SLG-Holding sollen verkauft werden. Man habe bereits mit Interessenten für die MIC und für die anderen Unternehmensbeteiligungen Kontakt aufgenommen, teilte die AGO am Samstag mit.
Bekanntheit durch AKH-Korruptionsvorwürfe
Für den AGO-Insolvenzantrag macht das Unternehmen in einer Aussendung unter anderem vom OGH verfügte Nachzahlungen für ehemalige Mitarbeiter, abgeschriebene Forderungen sowie eine hinter den Erwartungen bleibende Geschäftsentwicklung im heurigen Jahr verantwortlich.
Bekannt geworden war AGO, nachdem der Personalvermittler vor einigen Jahren die Ausschreibung für Reinigungsarbeiten im Wiener AKH gewonnen hatte. Im Zuge der Vergabe wurden Korruptionsvorwürfe laut.
Beendet wurde allerdings auch der Vertrag durch das Spital. 2013 erging der Putzauftrag an andere Firmen. Der Verlust diesen Riesenauftrags habe sich freilich als Verlust in der Bilanz 2014 niedergeschlagen, sagte Gross. Mit der jetzigen Situation habe die Sache aber nicht ursächlich zu tun.
PS: Sehr interresant, dass die orf.at Redaktion quasi großteils die Stellungnahmen der AGO veröffentlicht und unwiderschrieben „Die Arbeitsplätze der Mitarbeiter seien aus heutiger Sicht somit gesichert” stehen lässt.

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