Drohnen fliegen billiger

AuafliegerAustrian Airlines Kampfansage: ■ Die AUA sagt Billigfliegern mit einer revolutionären Wirtschaftsstrategie den Kampf an. Durch den Einsatz von Drohnen soll massiv Geld gespart und damit die krisengebeutelte Piefkisch-heimische Fluglinie wieder dauerhaft in die schwarzen Zahlen gebracht werden.
Erschienen in der UHUDLA Ausgabe 102/2015

AUA-Vorstandschef Jan Aalbrecht (61) ist überglücklich. „Wir haben vielleicht nicht den Stein der Weisen gefunden“, so Aalbrecht bei der Vorstellung seines neuen Geschäftsmodells im Presse-Foyer der AUA-Zentrale, „aber fast.“ Die Kernaussage ist diese: Die AUA wird sich in Hinkunft ganz auf den Einsatz von Drohnen spezialisieren.
Das dabei zu machende Einsparungspotenzial sei enorm. Die AUA wolle damit nach langen Jahren des wirtschaftlichen Dahinfrettens endlich wieder in der ersten Liga des Luftfahrt-Business mitspielen.

Die Fakten liegen laut Finanzvorstand Kai-Uwe Schönewetter (48) auf dem Tisch. Man habe das Szenario genauestens durchgespielt und auch extern überprüfen lassen. Am Ergebnis sei nicht zu rütteln. Schönewetter:
„Wir haben herausgefunden, dass es eindeutig billiger ist, ohne statt mit Piloten zu fliegen. Durch den Einsatz von Drohnen müssen wir uns nicht überlegen, nach welchem Kollektivvertrag wir die Piloten entlohnen sollen. Wir brauchen nämlich überhaupt keine Piloten mehr. Detto kann es uns egal sein, ob diese mit 55, mit 50 oder von mir aus mit 35 in Pension gehen wollen. Wir ersparen uns dadurch eine Menge Geld. Und Ärger.“
Das wirklich Zukunftsweisende an der neuen Unternehmensstrategie ist jedoch das: Austrian Airlines will in Zukunft auch ohne Passagiere fliegen. Aalbrecht: „Indem wir darauf verzichten, Passagiere zu befördern, lassen sich die Einsparungen noch einmal fundamental steigern. Wir brauchen dann nämlich weder ein Bord-Service-, noch ein Bodenpersonal.
Die Ausgaben für Löhne und die Lohnnebenkosten sinken auf Null. Die Kosten für onboard-Verpflegung fallen ebenfalls weg.“ Schönewetter weist ergänzend darauf hin, dass auch die Kosten für Kerosin durch das wegfallende Gepäck drastisch sinken werden.

Der erste Drohnenflug wird auf der Strecke Wien – Palma de Mallorca erprobt und dann in Betrieb gehen

Neben der ökonomischen habe das neue AUA-Betriebsmodell außerdem eine ökologische und auch eine „humanitäre“ Dimension, betont Aalbrecht nicht ohne Stolz. Zum einen seien der CO2-Ausstoß und damit der ökologische Fußabdruck des Unternehmens durch den verringerten Kerosinverbrauch deutlich minimiert.
Zum anderen hätte die „Jahrhundertidee der AUA“ (O-Ton Aalbrecht) auch einen hohen Sicherheits- und Gesundheitsnutzen für die Menschheit. In Zeiten von Ebola, in denen Epidemien durch Passagiere im internationalen Flugverkehr weltweit verbreitet würden, sei es am sichersten, „einfach keine Passagiere mehr zu befördern“, meint Aalbrecht.
Das Management will die AUA-Flotte nun sukzessive auf Drohnen umrüsten und an das neue Betriebsmodell anpassen. Geplant ist eine gleitende Einführung. Drohnen sollen zunächst auf Kurzstrecken erprobt werden. Der erste Drohnenflug wird auf der Strecke Wien – Palma de Mallorca in Betrieb gehen. Geplant sind zwei Maschinen täglich, jeweils morgens und abends, siebenmal die Woche.
Die ersten nationalen und internationalen Reaktionen auf die neue Geschäftsidee der AUA sind durchwegs positiv. Für Lufthansa-Sprecherin Wiebke Hollersheim sei die Idee „nicht ohne Risiko – aber einen Versuch wert.“ Nachsatz Hollersheim: „Den Mutigen gehört die Welt.“
Völlig enthusiastisch zeigte sich der Sprecher des AUA-Aktionärsverbandes August Sollner: „Wir stehen zur Abwechslung nun einmal voll hinter dem Schritt des Vorstandes. Die Zahlen, insbesondere die auf der Ausgabenseite, sprechen eine eindeutige Sprache. Wir freuen uns bereits auf die Ausschüttung der Dividende!“
Die AUA, das traditionsreiche österreichische Flugunternehmen, kam zuletzt nicht aus den Negativ-Schlagzeilen der Medien. Trotz Austausch des Top-Managements, intensiver und letztendlich vergeblicher Investorensuche und Streichung von unwirtschaftlichen Destinationen beziehungsweise die Konzentration auf den osteuropäischen Markt, gelang es nicht, die AUA auf ein wirtschaftlich solides Fundament zu stellen. In den letzten Jahren bekam die AUA, die seit 2009 mit der Eingliederung in die Lufthansa-Gruppe aufgehört hat ein eigenständiges Unternehmen zu sein, auch die enormen Treibstoffpreise zu spüren.

Der Einsatz von Drohnen in der Wirtschaft ist nicht neu, sondern global auf dem Vormarsch

Das im September 2014 ergangene Urteil des Arbeits- und Sozialgerichtes über die Unrechtsmäßigkeit der Anwendung des Tyrolean-Kollektivvertrages für AUA-Piloten – mit diesem Schritt hebelte die Fluglinie im Vorjahr den bestehenden, teuren Kollektivvertrag ihrer Piloten aus – war die vorläufig letzte Hiobsbotschaft für das Management. Vor diesem Hintergrund ist der radikale neue Unternehmenskurs der AUA mehr als verständlich.
Der Einsatz von Drohnen in der Wirtschaft ist dabei nicht neu, sondern ganz im Gegenteil global auf dem Vormarsch. Neben dem Militärbereich sind die unbemannten Flugobjekte in letzter Zeit in den unterschiedlichsten Lebensbereichen aufgetaucht. In den Medien waren Berichte zu lesen, wonach Amazon den Versand von Paketen mit Drohnen abwickeln wolle. Insidern zufolge plant Amazon-Chef Jeff Bezos außerdem den Einsatz von Drohnen in der Bienenproduktion.

Steffi von Gütersloh-Farbenfroh

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