In Erdberg kommt endlich Bewegung rein

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©Foto: Mario Lang

Es hat beinahe einen Monat gedauert bis die Wiener Linien auf die Kritik und Beschwerde  über „Der Schwarzkappler-Rambo” reagiert haben. Zufriedenstellend ist die Antwort nicht wirklich. Ein Dienstleisungs-Konzern mit aber und aber Milliarden-Euro an öffentlicher Förderung und Subventionierung sollte wie ein „Diensleister” handeln. Scheinbar bleiben sich die Verantwortlichen ihrer „Werbelinie” treu – siehe Abbildung oben! Die Kampagne erinnert an  die ehemalige  Darstellung der südafrikanischen Apartheitsverhältnisse. Ja liebe Wiener Linien: „Schwarzfahrer” sind auch Menschen!

Unsere Zahl: V43 18/5022/16
Sachbearbeiterin:Kristina Gföhler

Sehr geehrter Herr Wachter!



Frau Stadträtin Mag.a  Ulli Sima  hat uns gebeten, die Unterlagen zu Ihrer Mehrgebühr zu prüfen und Ihnen zu antworten. Da Sie uns auch direkt kontaktiert haben, hatten wir bereits mit unseren MitarbeiterInnen des Mehrgebühren-Managements über Ihr Schreiben gesprochen.
Auch die Vorgesetzten der Kontrollore wurden über Ihre Nachricht informiert, die sich mit ihnen und Ihrer Kritik auseinandergesetzt haben. Beide Mitarbeiter, die zu dem Zeitpunkt in der Linie 62 kontrolliert haben, konnten sich an Sie erinnern. Da Sie erst nach Beginn der Kontrolle einen Fahrschein entwerten wollten, mussten sie Ihnen die Mehrgebühr ausstellen. Sie waren ohne gültiges Ticket unterwegs, daher war die Ausstellung der Mehrgebühr grundsätzlich rechtens. Unsere Mitarbeiter schildern Ihr Verhalten bei der Kontrolle auch nicht eben mit dem Begriff kooperativ.
Prinzipiell ist für die MitarbeiterInnen der Wiener Linien die Vorgeschichte des/der Beanstandeten unerheblich, denn fast jede/r Fahrgast ohne gültiges Ticket hat gute Argumente für sein Versäumnis. Dennoch haben Ihre Schilderung und Ihre gesundheitlichen Umstände dazu geführt, dass eine Entscheidung zu Ihren Gunsten getroffen wurde.
Daher überrascht es etwas, dass Sie den Kontakt mit den Wiener Linien so anders wahrgenommen haben. Besonders, da die Gespräche mit Ihnen auch von den MitarbeiterInnen im Hause als beiderseits sehr wertschätzend geschildert wurden.
Auch wenn Sie es anders empfinden, zeichnet es die Damen und den Herren aus, wenn sie einen Fall beurteilen, ohne dass sie sich durch das Ansehen der Person, oder das „hinknallen“ eines Presseausweises, beeindrucken lassen.
Abschließend sind wir der Meinung, dass unsere MitarbeiterInnen eine gerechte und faire Lösung gefunden haben. Vielleicht kommen Sie mit etwas Abstand zu einer ähnlichen Meinung.

Mit freundlichen Grüßen

Dipl. Ing. Eduard Winter Geschäftsführer betrieblicher Bereich

WIENER LINIEN GmbH & Co KG Erdbergstraße 202; 1031 Wien
e-mail: gfb@wienerlinien.at   http://www.wienerlinien.at

Problemlösung mangelhaft

Liebe Frau Kristina Gföhler!

Dankeschön für ihre Nachricht und für ihre Mühe!

Leider kommt der eigentliche Grund meiner Beschwerde in Ihren Antwortschreiben nicht einmal in einem Wort vor. Ich bin nicht irgendwer, sondern von Amtswegen zu 90 Prozent sehbehindert.

Ausweis
Foto: Mario Lang

Es gefällt mir überhaupt nicht wegen sage und schreibe einem 1,40 Euro-Pensionistenfahrschein, soviel muss ich für die reguläre Benützung der Wiener Linien zahlen, wie in meinem Sachverhalt geschildert, so behandelt zu werden. Wenn ich „Assistenz”  beantragen würde wär’s für mich noch einfacher.
Ich seh mich nicht als wie von den Wiener Linien dargestellt  „ganz gewöhnlicher Schwarzfahrer“. Weiters verwundert mich, dass jetzt plötzlich zwei Kontrolleure im Spiel sind. Ich hatte ja nach dem zweiten gefragt, weil sich der „amtshandelnde” partout nicht ausweisen wollte. Wie kooperativ sollte ich sein, wenn mich besagter Herr ständig an die Tramwaywand geschubst und in der Station an die Mauer gedrückt hat? Außerdem hab ich dem Herrn „Kontrolleur” meinen Reisepass zur Einsicht gegeben – woher sollte er sonst meinen Namen haben?

Ihr wollt oder könnt es nicht kapieren: Ich brauche wegen 1,40 Euro keine Ausrede!!! Ich kann mir sogar die „Strafe” von unverhältnismäßig hohen  100,70 Euro leisten. Wieso dann der „Ersatzfahrschein” für einen Pensionisten 2,30 Euro ausmacht?!?!

Ja, das stimmt: „Wertschätzend” sind die Gespräche und die Lösung des Konflikts erst geworden, nachdem ich mich nicht abwimmeln lassen wollte und besagten „Presseausweis hingeknallt” habe. Denn nach der Kundenservice-Beratung sollte ich zuerst eine schriftliche Eingabe machen und auf die schriftliche Entscheidung der „Wiener Linien” warten. Wenn ich jetzt spekulieren würde, dann wäre ich der Auffassung, dass meine Causa von Seiten der Wiener Linien bereits ein Gerichtsakt wäre. Auch mein Begleiter Mario Lang hat nur den Kopf geschüttelt und gemeint: „Die täten das Aussitzen und in Richtung Gericht abschieben”. Der hat sich nur gewundert, woher ich erstens den Mut und zweitens die Ausdauer in der Auseinandersetzung mit den „Instanzen” hernehme. Ich hab ihm gesagt: „Wenn du dich seit 63 Jahren wegen einer eklatanten Behinderung immer auf die Hinterpfoten stellen musst, und einen ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit hast, dann wirst du so – oder du gehst unter”.

Trotz alledem bedanke ich mich höflich bei den Wiener Linien für die Antwort. Ich kann mit der beidseitigen Lösung meiner Schwierigkeiten leben. Es wäre sicher einfacher und mit weniger Aufregung, vor allem für mich, zu lösen gewesen.

Martin Wachter

Freundliche Grüße auch an:
Dipl. Ing. Eduard Winter; Geschäftsführer des betrieblichen Bereichs

PS: Ich habe aus journalistischem Interesse vier Fragen an die Geschäftsleitung gestellt.
Nichteinmal eine wurde von den Wiener Linien beantwortet. Es würde mich interessieren, ob die Kontrolleure eine „Einschulung” erfahren oder nicht.
Wenn mir „einen solchen Wisch kann a jeda hom“ nach dem Vorzeigen eines staatlichen Behindertenausweises an den Kopf geschmissen wird – dann gefällt mir das garnicht und sowas will ich mir auch nicht gefallen lassen!!!

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