Hasch mich – Legalize it

hanfCannabis, Hanf und Marihuana, der UHUDLA Faktencheck ■  Schritt für Schritt, Zug um Zug. Vor 100 Jahren war ein Hanf-Extrakt ein Medikament (bis 1958 auf Rezept in der Apotheke). In der Alten Welt forderte die Sozialdemokratie ein „Berauschungsrecht“ für Proletarier – als zeitweise Betäubung und Erholung vom schmerzhaften Arbeitsprozess.
In der Neuen Welt herrschte Tugend und damit ein striktes „Berauschungsverbot“ (Prohibition) – auch damit die Arbeiter nicht in Kneipen beisammen saßen und sich organisierten. Also musste auch der Hanf dran glauben.
Von Karl Weidinger erschienen in der UHUDLA Ausgabe 105/2016

Die mächtigen Südstaaten-Farmer sahen sowohl Baumwolle als auch Tabak vom Hanf bedroht. Zeitungs-Tycoon W. R. Hearst stieg medial 1935 ein, weil er aufgrund einer immer billiger werdenden Papierproduktion erhebliche Verluste befürchtete. Der Chemiekonzern DuPont räumte für seine Kunststofffasern den natürlichen Konkurrenten aus dem Weg. Diese Lobbyleistung führte 1937 zum Verbot für die USA. Und nachdem 1933 die Alkohol-Prohibition aufgegeben werden musste, suchte ein riesiger staatlicher Verfolgungs-Apparat neue Aufgaben in der „Drogenbekämpfung” , die bis heute blieben.
Mit Verzögerung kam das Verbot nach Europa. Hier zeigte die Pharma-Lobby, was sie konnte (Heroin wurde legal von Bayer produziert). Obwohl keine negativen Auswirkungen von Cannabis-Konsum bekannt waren, wurde es zusehends illegalisiert. Schritt für Schritt, Zug um Zug: 1954 erkannte die WHO – auf Betreiben der USA – jeglichen therapeutischen Nutzen ab (inzwischen völlig unhaltbar geworden!). 1961 kam das Aus mit der UNO-Resolution „Single Convention on Narcotic Drugs“ – seither ist der gute alte Hanf ein „Suchtmittel“, Cannabis verboten und fällt unter das Suchtmittelgesetz.

Genmanipulierter THC-freier Hanf wird von der EU agrargefördert

Cannabis mit dem Wirkstoff THC unterliegt dem Suchtmittelgesetz (§5SMG) und wird als illegales Betäubungsmittel geführt. Marihuana darf in Österreich gemäß UN-Konvention nicht angebaut, verkauft oder besessen werden. Hanf unter gewissen Auflagen. Der bedenkliche genmanipulierte THC-freie Hanf wird sogar von der EU agrargefördert. Auf wundersame Weise soll es zu Rück-Mutationen kommen, sodass der Wirkstoff THC wieder ausgebildet wird – Urban Legend?
Mit der Kriminalisierung wurden die etwa 40 bis 60 cannabinoiden Inhaltsstoffe bewusst herausgezüchtet – aus Effizienzgründen. Damit wurde das Zeug uneinschätzbarer – also gefährlicher, weil stärker. Das strafrechtliche Cannabisverbot wird teilweise als Irrweg angesehen. Ein renommierter Strafrechtler spricht von modernem Hexenwahn. Solange es Gesetz ist, muss die Strafbehörde es anwenden. Somit ist zu bestrafen, wer Marihuana erwirbt, besitzt, erzeugt, einführt, ausführt oder einem anderen überlässt oder verschafft. Weniger strafbar ist der Konsum, der grundsätzlich auch ohne Besitz möglich ist.
Nach dem Anbau in den Bau: Strafrelevant ist die Suchtmittel-Gewinnung, die Trennung der THC-hältigen Pflanzenteile zum Suchtmittel-Erwerb. Der Anbau wirkt als versuchte Erzeugung (Anbahnungshandlung). Jaja: Zierpflanzen, botanische Übung oder Papier-Rohstoff? Es gilt: männliche Pflanze = harmlos, weibliche = verfolgenswert.
Im Falle eines Wahrspruchs/Urteils im Namen des Gesetzes kommt’s – nach Verwarnungen und Vormerkungen – zur Haftstrafe. Ab etwa 2 bis 3 kg Weitergabe geht’s relativ zwingend in den Knast – wobei vorher noch das Gnadenrecht „Therapie statt Strafe“ ausgeschöpft werden darf – bei strikter Kontrolle (Urinprobe)!

Cannabis wird seit 5.000 Jahren zu medizinischen Zwecken verwendet

Während der jährlichen Hanfmessen in Wien-Vösendorf finden auch Cannabismedizin-Kongresse statt. Der positive Effekt ist unbestritten bei Multipler Sklerose, Bluthochdruck (Glaukom), Krebs (zur Milderung der Nebenwirkungen von Chemotherapien) usw. Historischen Quellen zufolge wird Cannabis schon seit 5000 Jahren zu medizinischen Zwecken verwendet.
Die chinesische Medizin empfahl die Pflanze gegen eine Reihe von Krankheiten. Die Kräuterheilige Hildegard von Bingen erwähnt die Heilfähigkeiten von Hanf. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde Cannabis immer weniger medizinisch eingesetzt. Einerseits wegen der fehlenden Standardisierung der Präparate, zum anderen wegen der behaupteten Gefährlichkeit als Berauschungsmittel und um angeblichen Missbrauch hintan zu halten.
In Österreich, Deutschland, den Niederlanden, Spanien, Israel, den USA und Kanada und einigen anderen Staaten sind Cannabisprodukte zu therapeutischen Zwecken inzwischen erlaubt und – streng kontrolliert – freigegeben.

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