So rockt Portugal – Xutos & Pontapes

Das UHUDLA Neujahrskonzert. Zweieinhalb Stunden, die beste Musik die Portugal zu bieten hat

Xuntos
UHUDLA Neujahrskonzert 2018 ■ Wer was zum Katervertreiben oder für eine klaren Kopf braucht, ist hier richtig. Das war und ist das Beste und wichtigste was Portugal in Sachen Punk-Rock und Polit-Band zu bieten hat.
Und weil das Leben und die Politik nicht immer glatt laufen, eine Hommage an Ze Pedro, verstorben am 30. November 2017 im 61. Lebensjahr.
Von Martin Wachter Lisboa.

Zuerst Persönliches: Ich hatte das große Glück genau vor einem Jahr die Xutos e Pontapes in meiner Heimatstadt Lagos in der Silvester Nacht 2016 live zu hören. Die Kleinstadt an der Algarve im Süden Portugals stand Kopf.

Dieses Fest hat die Dimension wie das Donauinselfest in Wien.

Im September 2016, auf der „Festa do Avante”, quasi dem „Volksstimmefest” am Atlantik, organisiert von der Kommunistischen Partei Portugals standen sie ebenfalls auf der Bühne vor zig tausenden Fans und FestbesucherInnen – aber im bescheideneren Rahmen: sie machten für einen der großen Fadosänger Portugals, für Paolo Cavalho, die Begleitband.

Xuntos und Paulo de Carvallo am Festa do Avante 2016

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Am Südufer des Tejos vor den Toren Lisboas treffen sich jedes Jahr so um eine Million begeisterter Zuhörer vor 20 Bühnen, an drei Tagen, jeweils am ersten Septemberwochenende, bei einem Eintritt von 32 Euro für Freitag, Samstag und Sonntag.

Xunto e Pontapes – Tritt und noch einen Tritt wos weh tut.

… als Draufgabe frei übersetzt. Das ist eine nicht korrekte Übersetzung.
Und was sagt Wikipedia über die Xutos: Vier Jahre nach der Nelkenrevolution und dem Ende des autoritären Estado Novo waren die wirtschaftlichen und kulturellen Möglichkeiten im Land noch begrenzt. Jedoch drängte bereits eine erstarkende Bewegung junger Bands in die Öffentlichkeit, die sich zwar mit den Zielen der Revolution und ihren Liedermachern uneingeschränkt solidarisierten, die aber bereits eine andere Sprache besaßen und junge Rockmusik spielen wollten. Die Xutos galten dabei als besonders subversiv. Der Sänger Zé Leonel verließ die Band 1981 (er gründete die Band Ex-Votos, 2001 verstarb er), der Bassist Tim übernahm den Gesang, und Francis kam neu in die Band (Gitarre). Es folgten zwei Singles und 1982 das erste Album, mit Aufnahmen aus Ihrem Songmaterial von der Gründung 1978 bis 1982.
1983 verließ Francis die Band, es kamen João Cabeleira (Gitarre) und Gui (Saxofon). Die Besetzung besteht bis heute, und es sind die Lieder und Konzerte dieser Zeit (besonders im Lissabonner Rock Rendez-Vous), die eine besondere Beziehung zwischen Band und Publikum entstehen ließen, die bis heute mit keiner anderen Band in Portugal zu vergleichen ist. Es folgten weitere Schallplattenaufnahmen, die nach dem Abebben des Booms für die wenigen Independent-Label des Landes wieder schwieriger zu realisieren sind.

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Hier legten die Xutos das Fundament für ihren Erfolg, in dem sie neben ihren künftigen Markenzeichen (Das „X“-Logo mit zwei geballten Fäusten, die verschieden getragenen roten Bandanas) ein funktionstüchtiges Konzertmanagement forcierten, das ihnen Touren durch das ganze Land ermöglichte. Dies war ungewöhnlich und keine Normalität in den 80ern in Portugal.
Ihr dreifach-Live-Album (vom „Sandinista“-Album von The Clash inspiriert von 1988 hieß schlicht „88“ und wurde zu einem günstigen Preis verkauft. Im November 1988 veröffentlicht, erreichte es innerhalb von 20 Tagen Platin-Status. (in Frankreich wurde es später als „90“ veröffentlicht. Xutos e Pontape wurden die erfolgreichste portugiesische Band aller Zeiten. Sie spielten 1989 auf dem jährlichen Avante!-Festival (Festa do Avante!) vor 100.000 Menschen und waren nun medial so präsent wie keine Band vor ihnen. Zu diesem Zeitpunkt ließen sie den Status einer Independent-Band hinter sich, ohne jedoch eine Änderung im Auftreten vorzunehmen.
2004 feierten die Xuutos ihr 25. Bühnenjubiläum vor 28.000 Menschen bei zwei ausverkauften Konzerten, wieder im Pavilhão Atlântico in Lisboa. Im selben Jahr erhielten sie den Orden für besondere Verdienste für Portugal aus der Hand des Präsidenten Jorge Sampaio.

Adieu Ze Pedro, einem Musiker für Gerechtigkeit, Frieden und Freiheit.

Ze Pedro, ein ganz großer Punk und Rock & Roller ist tot. Portugal trauert um einen exzellenten Musiker und Rebellen. Er war Gitarrist und Bandgründer der lusitanischen Kultband „Xutos & Pontapés”.

ze pedroZe Pedro war zu Lebzeit ein witziger und geistreicher Zeitgenosse und eine Bühnen Rampensau. Nun ist eine Xutus-Hymne „Para Sempre” zu einer Hommage seiner Fans an sein Lebenswerk geworden

Die kommunistische Wochenzeitung „Avante” würdigte sein Engagement und seine Solidarität für eine gerechte Welt, für Frieden und Freiheit. Zé Pedro war auf den Bühnen der Festa do Avante immer präsent, vom Anfang an. Seine kraftvollen Auftritte standen im Zeichen der Förderung und Aufwertung der portugiesischen Musik und Kultur. Leider ist er den Verlockungen des Musikgeschäfts mit Sex & Drogs & Rock’n Roll erlegen. Von allem viel zu viel, sodass er seit 2011 mit einer gespendeten Leber seine Profession als Rampensau zelebrieren musste. Am 30. November 2017 hat sein geschundener Körper dann nicht mehr mitgemacht.
Was in Österreich als eher unmöglich erachtet würde, ist in Portugal eine Frage der Ehre. Die Assembleia da Republica, das Parlament würdigte das Schaffen und Wirken eines linken Musikers mit einer Trauerrede und einer Schweigeminute.
Xuntos&Parlament

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