Es ist was Großes gelungen

Rosa_1
© Foto Manoutschehri

1. Rosa Luxemburg Konferenz ■ Michael Wögerer und den AkteurInnen der Internetzplattform „Unsere Zeitung – Die Demokratische“ sowie Robert Streibel, dem Leiter der Volkshochschule Hietzing VHS ist es zu danken, dass ein theoretischer Versuch unternommen wurde, dass es in Österreich nicht so bleibt wie es ist.

Hunderte interessierte „Weltverbesserinnen und Weltverbesserer” waren das erste Märzwochenende 2018 in die VHS im 13. Wiener Gemeindebezirk gekommen. Drei Tage wurde auf der 1. Rosa Luxemburg Konferenz RLK über die Möglichkeiten für ein sozial gerechtes Österreich diskutiert und die Situation unter der schwarzblauen Kurz-Strache Regierung analysiert.

Das Interview mit Michael Wögerer ist in der UHUDLA Ausgabe 109 / 2018 auf den Seiten 6 und 7 erschienen.

Es tut sich wieder was im linken Spektrum im Lande. Es wird auch Zeit gegen den Kurz-sichtigen Zeitgeist und gegen die politischen Zustände in der Alpenrepublik Zeichen zu setzen. Nach der Aufbruchstimmung und dem Scheitern der politischen Sammelbewegung „Aufbruch” im 2017er Jahr ist eine theoretische „Sondierung” der linken Kraft oder der Schwäche zur „Österreichverbesserung” dringend notwendig.

„Revolutionärin Rosa Luxemburg steht für Kritik am Kapitalismus, für Frieden und proletarischen Internationalismus”

„Börsencrash, Hunger trotz Überproduktion, Umweltzerstörung und Kriege – viele Menschen spüren, dass es so nicht weitergeht und dass – wie es Rosa Luxemburg vor über 100 Jahren ausgedrückt hat: „… unsere gegenwärtige Ordnung auf Sand gebaut ist“, erläutert der Konferenzinitiator Michael Wögerer in einem Gespräch mit dem UHUDLA die Beweggründe für die 1. Rosa Luxemburg Konferenz in Wien.

uhudla: Dir ist mit der Organisierung der 1. Österreichischen Rosa Luxemburg Konferenz ein großer Wurf gelungen. Wir bitten um Deine Einschätzung.
Michael Wögerer: Zuerst gilt es zu sagen, dass der Wurf nicht mir alleine zu verdanken ist, sondern allen Beteiligten, die zum Gelingen dieser 1. Rosa Luxemburg Konferenz in Österreich beigetragen haben. Es war in der Planungsphase ein großes Experiment, das zum Glück gut ausgegangen ist. Über 500 Menschen sind an den drei Konferenztagen nach Hietzing gekommen. Die TeilnehmerInnen haben miteinander diskutiert und sich gegenseitig Mut gemacht und festgestellt, dass es eigentlich sehr viele Beteiligte sind, die diese Welt verändern wollen.

uhudla: Warum Rosa Luxemburg.
Michael Wögerer: Rosa Luxemburg steht für eine kompromisslose Kritik am Kapitalismus. Ihr Einsatz für Frieden und den proletarischen Internationalismus macht sie zu einer Symbolfigur, die weltweit bekannt ist. Darüberhinaus gibt es kaum eine Person in der Linken, die wie Luxemburg von allen Strömungen gleichermaßen Anerkennung findet.
Weiters gibt es seit über 20 Jahren in Berlin die „Internationale Rosa-Luxemburg-Konferenz“, die wir uns zum Vorbild genommen haben. Unser Ziel war und ist es, auch in Wien eine derartige Veranstaltung zu etablieren.

uhudla: Und wieso der Veranstaltungsort Hietzing und nicht die Leopoldstadt, Favoriten, Floridsdorf oder Meidling als Hommage an das „Rote Wien”.
Michael Wögerer: Das ist sehr einfach erklärt. Dank der Kooperation mit der VHS Hietzing konnten wir den Besuch der Konferenz für alle TeilnehmerInnen bei freiem Eintritt ermöglichen. Das Team der VHS, allen voran Direktor Robert Streibel, hat uns großartig bei der Veranstaltung unterstützt.

uhudla: Was waren für Dich die politisch inhaltlichen Höhepunkte der 1. Österreichischen Rosa Luxemburg Konferenz?
Michael Wögerer: Die größte Freude war, dass die 25 Buchpräsentationen, Vorträge & Workshops, die am Samstag stattgefunden haben, alle ein Publikum gefunden haben. Es gab im Vorfeld Bedenken, dass wir ein Überangebot haben werden und dass ein paar ReferentInnen, die ihre Vorträge gut vorbereitet haben, alleine bleiben.
Eine Befürchtung, die „Karl Marx sei Dank”, letztendlich unbegründet war. Einige der Programmbeiträge, die die teilnehmenden Organisationen selbst gestalten konnten, waren mehr als ausgebucht.

„Es hat geklappt, ein breites Spektrum an Vertreterinnen linker Gruppierungen in Hietzing an einen Tisch zu bekommen”

Mein persönlicher Höhepunkt war gleich zu Beginn die Theater-Performance von Anita Zieher als Rosa Luxemburg. Der Saal war schon um 10 Uhr Vormittag voll gefüllt und das Publikum war hingerissen von der Darbietung. In diesem Augenblick wusste ich: „Da ist uns etwas Großartiges gelungen!“.

uhudla: Hat die Linke in Österreich eine Perspektive?
Michael Wögerer: Die zentrale Podiumsdiskussion gegen Ende der Konferenz über linke Perspektiven in Österreich, Europa und der Welt war aus mehreren Gründen bemerkenswert. Einerseits haben wir es geschafft ein breites Spektrum an VertreterInnen linker Gruppierungen an einen Tisch zu bekommen, andererseits gab es ein ausschließlich weiblich besetztes Podium, wenn man von mir als Moderator absieht.

uhudla: Konntet Ihr das zahlreich interessierte Publikum mit Eurem Informationsangebot auf der Konferenz zufrieden stellen?
Michael Wögerer: Diese Frage kann ich schwer beantworten, weil mir keine Umfragen vorliegen, ob die Besucher­Innen der Konferenz zufrieden waren. Allein die Tatsache, dass bereits bei der ersten Durchführung der Konferenz so viele teilgenommen haben, der Saal bei den zentralen Podiumsdiskussionen bummvoll war und die Workshops allesamt gut angenommen wurden, zeigt aber, dass wir in der Programmplanung einiges richtig gemacht haben. Das heißt aber nicht, dass es nicht noch besser sein könnte. Wir lernen bekanntlich im Vorwärtsgehen.

uhudla: Zu einer „richtigen” linken Konferenz gehört ein fortschrittliches Kulturprogramm. Was wurde diesbezüglich in der VHS geboten?
Michael Wögerer: Die Konferenz hat bereits am Vorabend mit einem Kulturprogramm begonnen. Nina Maron hat im Saal der VHS Hietzing ihre großartigen Bilder ausgestellt, Fritz Nussböck und sein Sohn Philipp gaben unter anderem Lieder von Sigi Maron zum Besten.

„Free Willy aus Linz intonierten bekannte und weniger bekannte ArbeiterInnenlieder, Friedenslieder und Protestlieder”

Das Theaterensemble im Umkreis des Instituts ohne direkte Eigenschaften (vulgo „Perinetkeller“) bot eine szenische Lesung des kontroversiellen Stücks „weiter weiter weiter“ von Michail Schatrow. Tags darauf eröffneten Maren Rahmann mit politischen Chansons und – wie bereits erwähnt – die Schauspielerin Anita Zieher die Konferenz.
Zwischendurch spielte BettyRossa & Kapelle rote Lieder gegen den grauen Alltag und zum krönenden Abschluss sangen „Free Willy“ aus Linz bekannte und weniger bekannte ArbeiterInnenlieder, Friedenslieder und Protestlieder. Das Kulturprogramm war also genauso bunt und vielfältig wie die Konferenz selbst.

uhudla: Findet die Rosa Luxemburg Konferenz 2019 in Wien eine Fortsetzung?
Michael Wögerer: Ja, die Planungen laufen bereits und sowohl Termin als auch Ort sind schon fixiert. Auch die nächste Rosa Luxemburg Konferenz wird wieder im scheinbar konservativen Hietzing stattfinden: am 1. und 2. März 2019 in der VHS Hietzing.

Mit Michael Wögerer hat
Martin Wachter gesprochen.

Kommentar verfassen