Ein Hoch auf das Plastiksackerl

Winter
© Mario Lang

Carven wie der Marcel Hirscher ■ Mario Lang ist wieder unterwegs auf seiner „Vorhangauf International” Balkan-Route. Bei extrem winterlichen Wetter meint er: „Wennst nicht die Spur hält bist du im out”. Ein Bericht vom 4. Tag seiner Rad-Tour am 16. Dezember. Unterwegs in Rumänien, den Fluss entlang, gegen den Schdrom …

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30 Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs begibt sich der Fotograf Mario Lang auf eine Spurensuche quer durch Europa.


Er radelt entlang des ehemaligen Eisernen Vorhangs vom Nordmeer/Bartensee bis zum Schwarzen Meer im Süden. In vielen Etappen von Nord nach Süd oder umgekehrt.

Sonntag, 16. Dezember 2018 der 4. Tag: Die Strecke: Liubcova – Moldova Veche – Măcești (Rumänien) – Bela Crkva (Serbien). Die Etappe die Mario Lang an diesem Tag fährt ist 67 Kilometer lang.

Der Schneefall macht keine Pause, alles rundherum ist weiß! Mit dem Rad wird die heutige Etappe zur Gänze nicht zu bewältigen sein, aber Tritt für Tritt und situationsbedingt entscheiden. Es kommt anders, nach der gestrigen «Winter-Tragödie» läuft heute alles wie am Schnürchen!

Zur Vorbereitung: obwohl es gerade nicht en vogue ist, weil sehr böse, trotzdem: «ein Hoch auf das Plastiksackerl»! Sind mir gestern noch die Füße vor Nässe und Kälte fast abgefroren, kommt heute ein «Sackerl» über die Socken und siehe da – perfekt! Die Ausfahrt beginnt auf einer reinen Schneefahrbahn, weshalb gilt: «Carven wie der Hirscher», immer in der Spur bleiben, weil sonst ist man schnell im Out!

Schneepflüge bringen Ordnung in das Chaos.

Schnurgerade geht es, durch verschneite Landschaften, herzseitig immer der Donau entlang. Keine Menschen, kein Trubel, kein Verkehr, nur der «Schdrom» und Landschaft. Am anderen Ufer versinkt Serbien im Schnee, einzig die Festung Golubac erhebt sich über die weißen Massen. Etwas später meldet sich eine Grenz-Polizei-Streife.

In Rumänien sind auch die «Kibera» außergewöhnlich freundlich, auf eine Pass-Kontrolle wird verzichtet, stattdessen werden Freundlichkeiten ausgetauscht – «Drum Bun», gute Reise! Auf die einzige Hunde-Attacke des Tages wird mit Gelassenheit reagiert und in Măcești verführt eine erdige Kneipe auf ein hopfenhaltiges Erfrischungsgetränk. Das gekennzeichnete Rauchverbot wird allseits leidenschaftlich ignoriert.

Bei Pojejena zweigt die Straße ab vom «Schdrom», es geht durch die Berge. Zeit sich um eine Mitfahrgelegenheit zu kümmern. Das erste vorbeikommende Vierrad bringt mich und mein Zweirad über die Höhenmeter bis zur rumänisch-serbischen Grenze. Die letzten 13 Kilometer bis nach Bela Crkva rollen sich wie von alleine. Die Kleinstadt ist bereits eine alte, liebgewonnene Bekannte, nur diesmal wird es nicht der Campingplatz, diesmal gibt es ein gemachtes Bett. Einziger Wermutstropfen, in der Stadt gibt es ein Wasserproblem, die warme Dusche ist somit vertagt. Trotzdem, der Tag zusammengefasst: ein «Wintermärchen»!

 

Noch einen «Loza», Eiszapfen im Bart und ein Bett im «Garnichts»


Dienstag, 18. Dezember 2018 der 6. Tag: Die Strecke: Vršac – Sutjeska – Krajišnik – Torak – Srpski Itebej. Die Etappe die Mario Lang an diesem Tag fährt ist 98 Kilometer lang.

Ich wurde eingeladen, ich habe zurück eingeladen, …, einen nehmen wir noch, noch einen «Loza» (Traubenschnaps)! Es wurden Freundschaften geschlossen, es wurde die Geschichte bearbeitet, es wurden Grenzen niedergerissen, es wurden Welten gerettet, …, glaub ich halt?!

Für die ersten Kilometer des heutigen Tages nehme ich den Bus, ab Sutjeska wird wieder bromptonisiert. Das Thermometer zeigt «Minus 7 Grad». Im Bart gefrieren die Tröpfchen und Eiszapfen wachsen am unteren Ende. Die umgebende Landschaft ist hochgradig unspannend, die Schneedecke macht alles gleich! In jedem Dorf wird eine Pause eingelegt um Wärmeeinheiten aufzuladen.

In Krajišnik geht der Kaffee kopfschüttelnd auf’s Haus!

Holprige, dafür trockene Straßenbeläge führen durch die «Weiße Wüste». Ich denke, beneide gerade meinen «Buam» den «Konsti-Monsti», der tourt gerade, schlau wie er ist, nicht durch Serbien, sondern in Kolumbien

Blog unter:
https://konstisadventures.business.blog

Endlich  dort angekommen, dort wo sicherlich niemand hin will, inmitten im Garnichts, aber der «Iron-Curtain-Trail» (Eiserner-Vorhang-Radweg/Eurovelo 13) will es so. Beim letzten Tageslicht will noch schnell das Rad gepflegt werden und ansonsten mach ich heute einen großräumigen Bogen um die «erdigen» Gaststätten!

 

Mario_Bruck

Der Ehrgeiz macht Winterpause, der Schalter fällt und Weihnachtsmärkte, Rauchverbot, …


Donnertag, 20. Dezember 2018, der 8. Tag:  Strecke: Kikinda – Kanjiža – Horgoš – Szeged Die Etappenlänge für Lang, 85 Kilometer.

Die Bremsen machen Sorgen, die Lust auf das ewig-selbe-weiße-(Landschafts-)Bild ist enden wollend und mein Ehrgeiz macht Winterpause.

Lieber ein Stück Weg mit dem Bus. Die restlichen Dinar verleiten auf ein letztes Jelen-Pivo. Wieder auf zwei Rädern nähert sich die ungarische Genze wie im Flug. Auf einmal fällt der Schalter – Licht an! – die Sonne gibt ein kurzes Gastspiel. Auf ungarischen Straßen rollt es sich entspannter, aber auch nur weil ein Ende der Winterfestspiele in Sichtweite ist.

Das serbische Abendessen/Frühstück rumort im Baucherl, großartige Küche, aber schon ein bisserl fett – gut, dass ich immer Servietten vorrätig habe ;-)!
Szeged ist bald erreicht, die Sonne wieder verschwunden und nach einer ganzen Woche «OHNE» – mir hat es an nichts gefehlt – glitzern in der Stadt an der Theiß, ein, zwei Weihnachtmärkte.

Und in den Wirtshäusern ist Rauchen strengstens untersagt. Danke Serbien! Da wird geraucht in allen Lebenslagen. Also essen, trinken, schlafen und flix mit dem Bus nach Hause!

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