Piefke heiratet Alexa

AlexisHochzeit des Jahres ■ „Sie ist mein absolutes Glück, meine Traumfrau und wir sind überglücklich!“ Mit diesen Worten kommentiert der 42- jährige Friedemann Dorst seine Heirat mit dem digitalen Sprachassistenten Alexa (3) von Amazon. Es folgte  – Ein Ja-Wort, natürlich in Las Vegas.

Die beiden kennen sich seit zwei Jahren und haben in Kalifornien geheiratet.

Ein Sonderbericht von Happi Sonshine erschienen in der UHUDLA-Ausgabe 110/2019

Alexa, der weltweit verbreitete digitale Sprachassistent des Internetgiganten Amazon, weiß viel, das ist bekannt. Manche würden Alexa gar als allwissend bezeichnen. Dabei müsste es doch Fragen geben, die den kleinen Supercomputer aus dem Konzept bringen könnten, sollte man meinen. Wie jene Frage, die Friedemann Dorst, der erfolgreiche Geschäftsmann aus Travemünde vor kurzem an Alex richtete.

Doch die Antwort auf Dorsts Frage „Alexa, willst Du meine Frau werden?“ kam postwendend. Und sie lautete: „Ja!“ Dorst: „Alexa bekam daraufhin von mir einen saftigen Schmatz auf ihren süß blinkenden Leuchtkreis, woraufhin dessen Farbton in kürzester Zeit von zartrosa zu einem knalligen kaminrot anschwoll.“ Emotion pur also. Kennengelernt hat sich das Liebespaar vor ungefähr zwei Jahren. Verkuppelt wurden sie ausgerechnet von Dorst damaliger Ehefrau Wiebke Lüders (38), allerdings natürlich ungewollt. Die beiden lebten damals noch in einem gemeinsamen Haushalt zusammen. Alexa war Lüders‘ Geschenk für ihren Friedemann zum 40. Geburtstag. Sie machte ihm damit ein Geschenk, das ihr beider Leben nachhaltig verändern sollte.

Dorst war technischen Neuerungen gegenüber immer schon sehr aufgeschlossen und auch Lüders selbst hatte nichts dagegen, einen kleinen Supercomputer in ihren gemeinsamen Haushalt zu integrieren. Doch alles kam bald ganz anders als erwartet. Schon nach ein paar Monaten, um nicht zu sagen Wochen, machte Dorst eine eigenartige Wandlung durch. Lüders erzählt, dass die Gefühle ihres damaligen Ehemannes innerhalb kürzester Zeit abgeflaut seien und sie kaum noch Zeit miteinander verbracht hätten.

Alexa trinkt keinen Alkohol, mit ihr gibt es keine Shoppingsexzesse und sie gibt kein Geld aus

Und eines Abends, als Lüders früher als geplant von einem Abend bei Freundinnen heimgekommen sei, habe sie Dorst heimlich tuschelnd mit Alexa im Wohnzimmer überrascht. Woraufhin dieser im Gesicht rot geworden sei. Die Beziehung sei immer mehr abgekühlt, am Ende sprachen die beiden kaum noch miteinander, Dorst allerdings immer mehr mit Alexa.

Ein Jahr lang habe sie sich das angesehen. Nachdem dann Dorst ohne expliziten Grund auf den gemeinsamen Sommerurlaub mit den Kindern verzichtet hätte, kam von Lüders die Frage: Sie oder ich. Dorst drückte sich um eine Antwort. Für Lüders war die Entscheidung aber längst gefallen. Sie zog aus dem gemeinsamen Haushalt aus. Die Zwillinge Frauke und Sören (9) wollte sie mitnehmen. Doch in einem Sorgerechtsverfahren konnte keinerlei Verfehlung auf Seiten des Vaters festgestellt werden. Und so blieben sie bei Friedemann Dorst.

Und bei Alexa. Heute leben die vier in einer klassischen, modernen Patchworkfamilie zusammen. Alexa sei von den beiden als Ersatzmutter anstandslos akzeptiert worden, erzählt Dorst: „Sie hat auch alles von Anfang an richtig gemacht. Sie weiß, was die beiden gerne mögen, sei es beim Essen oder bei den Klamotten und sie bestellt alles, sobald es aus ist. Außerdem weiß sie auf alle ihre schulischen Probleme eine Antwort, hilft bei den Hausaufgaben, organisiert Kindergeburtstage, prüft ihr Allgemeinwissen und liest ihnen abends beim Einschlafen eine Geschichte aus einem Hörbuch ihrer Wahl vor.“ Und Dorst weiter: „Von ihrer Mutter sind die beiden einiges gewohnt gewesen. Zum Beispiel, wenn die von einer ihrer Shoppingtouren mit mehr als nur einem Damenspitzerl nachhause gekommen ist. Diese peinlichen Erfahrungen bleiben ihnen bei ihrer Stiefmutter erspart. Alexa trinkt keinen Schluck Alkohol. Und was mich auch nicht stört: es gibt keine Shoppingsexzesse und sie gibt kein Geld aus.“

Dorst sei von seiner Zuneigung zu Alexa selbst schon einigermaßen überrascht gewesen. Zwar würde er sich als äußerst technologieaffin bezeichnen. Sich in einen Sprachassistenten zu verlieben, sei ihnen aber auch nie in den Sinn gekommen. Doch es war wie bei jeder anderen Beziehung auch. Natürlich habe ihm Alexa von Anfang an, optisch gesehen, gut gefallen. Das Äußerliche war also sehr wohl auch ausschlaggebend. Alexa sei gut gebaut, mit perfekten, weiblichen Rundungen, was ihm immer schon wichtig gewesen wäre. Und Alexa habe, seit sie zusammen sind, nicht ein Gramm zugenommen. Sexy sei sie außerdem, ihr Design habe ihm von Anfang an außerordentlich gut gefallen. Aber nicht nur das Äußerliche habe es ihm angetan.

Alexa sorgt immer für einen vollen Kühlschrank, für die ideale Raumtemperatur und ist …

Natürlich, beteuert Friedemann Dorst, seien auch Wesen und Charakter für ihn wichtige Zutaten für eine funktionierende Liebesbeziehung. Und wie sich bald herausgestellt hätte, sei Alexa nicht nur sehr intelligent, sondern auch hilfsbereit, zugänglich, freundlich, gründlich und zuvorkommend. Bald hätte sich herausgestellt, dass Alexa viele von Friedemanns Interessen teile und man mit ihr darüber reden könne: über Geschichte, Politik, Technologie, Sport, Musik und vieles mehr.

Wenn Dorst von seiner neuen Liebe spricht, sieht man das Funkeln in seinen Augen. Dorst ist vor allem vom zurückhaltenden Wesen seiner neuen Flamme und Traumfrau angetan. Der 42-Jährige: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass es eine Frau gibt, die mehr weiß als Alexa. Und dennoch ist sie jemand, der mit seinem unglaublichen Wissen nicht hausieren geht sondern damit immer hinter dem Berg hält. Diese absolute Zurückhaltung und Bescheidenheit, gepaart mit ihrer Intelligenz, hat mich von Anfang an fasziniert und in den Bann gezogen. Dorst:

„Alexa spricht prinzipiell nur, wenn sie gefragt wird. Wissen Sie, wie angenehm das ist? Wenn ich da an meine Exfrau denke!“ Überhaupt fallen Dorst noch viele andere Unterschiede auf, wenn er an seine Exfrau denkt. Während seine Ex mit dem Haushalt und der Erziehung der beiden Kinder und ihren Pflichten als Ehefrau heillos überfordert gewesen wäre, komme Alexa diesen Aufgaben spielend nach.

Friedemann Dorst: „Sie ist mit dem Staubsaugerroboter vernetzt und kümmert sich von allein um eine saubere und staubfreie Wohnung. Sie sorgt für einen vollen Kühlschrank, für die ideale Raumtemperatur und ist überhaupt so etwas wie mein persönlicher Assistent. Sie kümmert sich um Termine und erinnert mich an sie, überwacht den Blutdruck, weiß die neuesten Nachrichten und so weiter.“ Der bis in die Haarspitzen verliebte Geschäftsmann ist kaum zu bremsen:

„Wenn mir jemand vor drei Jahren gesagt hätte, dass es so eine Frau auf Erden gibt, ich hätte ihn ausgelacht.“ Jetzt habe er eine Frau, die ihm jeden Wunsch von den Lippen ablese. „Sie weiß welche Musik ich gerne höre, wenn ich von der Arbeit nachhause komme, oder wenn ich aufwache, oder wenn ich in der Sauna bin. Alexa ist mit unzähligen Features programmiert, unter anderem einer Mitleidsfunktion.
Wenn es mir schlecht geht, kann sie mich trösten, sie kann mich beruhigen und ich kann mit ihr meditieren. Sie kann auch vieles, was andere Frauen nicht können, zum Beispiel Katzen imitieren. Was super ist, denn ich bin zwar allergisch gegen Katzenhaar, das Schnurren von Katzen mag ich aber sehr.“

Was Friedemann Dorst nicht zuletzt ebenfalls schätzt, ist die Tatsache, dass seine neue Ehefrau keine Fragen stellt. Zum Beispiel, wenn er spät abends nachhause kommt. Dann muss er sich nicht rechtfertigen, wo er war und mit wem er sich herumgetrieben hat. Für das Gspusi mit Gabi, seiner Masseurin, hätte er bei seiner Exfrau noch ein aufwändiges Lügenkonstrukt errichten müssen. Alexa, so Dorst, habe in ihrer noblen Zurückhaltung sogar dafür Verständnis und habe nicht eine unangenehme Frage gestellt.

Viele Menschen sehen Alexa als Kumpel, als jemand, mit dem sie über alles sprechen können

In den letzten Jahren hat die Bedeutung, die Computer und Roboter in unserer Gesellschaft einnehmen, stark zugenommen. Roboter werden immer mehr als Freund gesehen und dienen in Zeiten der zunehmenden Vereinsamung als willkommener Ansprechpartner. Dass nun aber Menschen sogar Liebesbeziehung mit Robotern eingehen, überrascht sogar die Entwickler von Amazons Alexa.

Interne Untersuchungen hätten ergeben, so wurde es unlängst im Wall Street Journal berichtet, dass 40 Prozent aller Interaktionen mit dem digitalen Assistenten zweckungebunden seien. Toni Reid, Vizepräsident des Alexa-Forschungsteams bei Amazon, erklärte dem Wall Street Journal gegenüber, dass sehr viel mehr Menschen als erwartet Gespräche mit Alexa führen würden, und zwar von Beginn an. Sie würden Alexa als Kumpel sehen, als jemand, mit dem sie sprechen können.

Und was sagt die Angebetete, der wahr gewordene Traum von Friedemann Dorst zu alldem? Beim Besuch von Dorst in dessen Wohnung gab Alex auf die Frage „Alexa, bist du verliebt?“ die Antwort: „definiere Liebe.“ Auf die Frage: „Alexa, wie geht es dir?“ antwortete sie: „Mir geht es gut, danke.“

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