Zeichen setzen – Probleme zeigen

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Heinz Bruckschwaiger
■ Der mit der Natur und auf die Natur baut ist am 29 März 2019 im Alter von 75 Jahren verstorben. Leider truaert die immer kleiner werdende UHUDLA Gemeinde um einen weiteren Fan und einen Künstler der Zeichen gesetzt hat. Seine Landschaftsinstalationen werden bleibende Eindrücke in der Nachwelt hinterlassen.

Von Martin Wachter erschienen in der UHUDLA Ausgabe 101 / 2014

Auf den Seiten 26 und 27 ist der Allroundkünstler im Portrait. Was haben die burgenländischen Gemeinden Bad Sauerbrunn, Haschendorf, Krensdorf, Oggau, Olbendorf, Sigleß, Zagersdorf und Wiesen gemeinsam? In diesen Orten befindet sich Landschaftskunst_Projekte von Heinz Bruckschwaiger. Eine „Werkschau” zum 70. Geburtstag des Universalkünstlers.

Heinz Bruckschwaiger 1944 im nordburgenländischen Sigleß geboren, ist Anfang der 80er Jahre wieder in seine Heimatgemeinde zurückgekehrt. In Wien erlernte er das Schauspiel. In Wiener Neustadt in der Bundesgewerbeschule die „Kunst” des Hochbaus und dann wieder in Wien auf der Hochschule für angewandte Kunst die Bildhauerei. Nach dem Abschluss auf der „Angewandten” beteiligte sich Heinz in Rahmen der 80er Friedensbewegung an einigen öffentlichen Aktionen im Burgenland. Vorallem in dem damals aufstrebenden Kulturzentrum in der Osliper Cselly-Mühle war der Bruckschwaiger mit seinem Werken vertreten. Es folgten Friedensdenkmäler in den Gemeinden Purbach, Loipersdorf-Kitzladen und Unterfrauenhaid.
Um die Kunst des Bruckschwaigers zu verstehen und zu begreifen lohnt nicht nur der Besuch auf der Bruckschwaiger-Homepage. Es ist von Vorteil sein Verständnis von Kunst und Natur zu erfassen, indem wir seine Ansichten ausführlicher durch seine Interpretation dokumentieren.

In besonderer Weise Verantwortung für Umwelt und Natur übernehmen

„Der Künstler hat in besonderer Weise Verantwortung für die Umwelt und für die Natur. Das beginnt bei der Wahl seiner Materialien und endet nicht bei der Wahl seiner Themen. Seine Kunst ist es, sichtbar zu machen, was anders nicht wahrgenommen werden kann.
Die wirtschaftliche Erosion und die technische Zerstörung der Landschaft ist für den Künstler eine lebenslange Herausforderung. Die Landschaft und ihre Kultivier­ung wird für ihn zum Thema und zum Material seiner Arbeiten. Der Künstler wird zum Bauer. Er baut auf die Natur und mit der Natur. Er will, daß die Menschen zurückfinden zur Natur und damit zu sich selbst”. So lautet das Credo des Landschaftsprojektlers aius Sigleß.

Bruckschwaiger anerkennt die Gesetze der Natur. Er schützt sie, indem er in sie gestaltend eingreift. Mit seinen Eingriffen macht er Probleme sichtbar und setzt Zeichen. Seine Kunst mit der Natur ist gleichermaßen politisch und prophetisch, wenn es sein muß, sogar rebellisch.

Heinz Werke fordert die Menschen zur Stellungnahme heraus und geht auf ihre Ängste und Wünsche ein. Diese Art von Kunst ist ortsgebunden und doch allerorts realisierbar. Sie ist authentisch und fordert doch zur Nachahmung auf. Sie läßt sich nicht in den engen Raum einer musealen Schau zwängen, sondern braucht den weiten Raum der Natur. Sie will nicht bloß beschaulich sein, sondern fordert Konsequenzen.

Kultur der Landschaft, Bauen mit der Natur, das verlangt vom Künstler Demut. Die Kräfte des Werdens und Vergehens sind stärker als sein Schaffen. Er ist nicht Herr der Zeit, aber er kann die Zeit für sich arbeiten lassen. Wenn er der Natur Raum gibt, werden sich ihm ungeahnte Dimensionen erschließen.
Die lebendig-organische Formensprache der Natur bereichert seinen Ausdruck. In diesem künstlerischen Selbstverständnis spielt der Baum eine besondere Rolle. Er ist sozusagen das Leit- motiv. Ein Baum macht den Rhythmus und die Dauer der Zeit sichtbar. Er verändert sich im Lauf der Jahreszeiten, blüht und bringt Früchte. Er ist und wird viel älter als der Mensch.
Ein Baum verweist den Menschen auf andere Dimensionen. Er ist für gewöhnlich um vieles größer als der Mensch, greift weit in den Raum aus und ist dennoch genügsam. Der Mensch kann vom Baum vieles lernen. Aber auch vom Stein, der Kontrapunkt des Leitmotivs Baum ist”.
Wer mit einen derartigen Verständnis wie Heinz Bruckschwaiger an seine künstlerische Arbeit geht hat nicht nur eine theoretische Erfurcht vor der Evolution auf unserem Planeten. Eine praktische Herausforderung für den Künstler ist zum Beispiel der „Umwelt Mammutbaum” vor dem Kurhotel in Bad Sauerbrunn zu besichtigen

Sich dem ruhig und ewig fließenden Kreislauf des Lebens hingeben

Heinz Bruckschwaiger in seiner Art der Projektbeschreibung: „Urwelt – Mammutbaum”. Deine Vorfahren gab es schon im Erdmittelalter vor 250 Millionen Jahren. Eine kleine Ewigkeit vor unserer Zeit.
1973 wurdest du als vierjähriges Bäumchen gepflanzt. 2008 musstest du einem Neubau des Gesundheitszentrums weichen. Als Baumjüngling von 39 Jahren hattest du dir schon eine Höhe von über 20 Metern und einen Erdstammdurchmesser von 140 Zentimeter erwachsen.
Mit Wehmut denken wir an deine zu erwartende Mächtigkeit, mit der du uns im hohen Alter beeindruckt hättest. Dein Wachstumsende soll aber nicht ein stilles Vergehen sein, denn du wirst uns in anderer Form und Funktion, deinem Wert entsprechend, erhalten bleiben.
Im Rahmen der 100jährigen Jubiläumsfeierlichkeiten wurde für dich hier ein würdiger Platz gefunden. Du bildest die Mitte einer dich und uns schützenden Kuppel. Deine vollendete Form, deine Weichheit und deine Urvergangenheit werden uns fortan berühren.

Umwelt Mammutbaum” vor dem Kurhotel in Bad Sauerbrunn – In dir sitzend, die Augen schließend, in uns gehend werden wir uns dem ruhig und ewig fließenden Kreislauf des Lebens hingeben. Mögen wir uns noch lange gegenseitig erhalten bleiben.

Beschrieben sei auch die „Himmelsleiter”. Nach Hochschuldiplom 1983 und Heimkehr in die Geburtsgemeinde Sigleß, setzte der Künstler mit dem Bau seines Hauses nach eigenen Vorstellungen ein erstes Zeichen. Die „Himmelsleiter” war dann die zweite sichtbare Hinterlassenschaft in Heinz Bruckschwaigers Heimatgemeinde.
Das „Landschaftsprojekt Himmelsleiter:” „Ein Ort der Ruhe, der Einkehr, der Veränderung, des fortwährenden Wachstums der ungestörten Natur. Der Frühling erfreut uns mit weißen Blüten Der Sommer spendet uns süße Früchte. Der Herbst verzaubert uns durch seine Farben. Der Winter zeichnet uns wunderbare Baumstrukturen.
Der Kirschbaumkreis und der Fundamentstein sind bereit für die Errichtung deiner Himmelsleiter. Dieses Projekt wurde im Jahre 1992 von Heinz Bruckschwaiger errichtet. Die Grundstücke wurden damals von drei Grundbesitzern auf unbestimmte Zeit kostenlos zur Verfügung gestellt.
Um dieses Projekt aber für immer der Allgemeinheit frei zugänglich zu erhalten wurden in den Jahren 2006 und 2007 durch den Verein KUNZT die drei Grundstücke freigekauft”.

Als letzte Projektbeschreibung folgt die Darstellung des „Zeitstuhls” durch Heinz Bruckschwaiger: Im April 2010 haben wir beim Projekt Zeitstuhl den Buschkreis gepflanzt. Wir hoffen, dass im Laufe des Jahres immer einer der 50 Büsche blüht oder bunte Früchte trägt. Für die Blumenbepflanzung der Schrägflächen bieten wir jedem Blumenfreund an, seine Lieblingsblumen auf der ca. 100 Quadratmeter Fläche selbst zu pflanzen.

Wie bei allen Projekten geht es uns darum, möglichst viele Menschen zu erreichen und auch einzubinden. Wir glauben, dass mit der eigenhändigen Pflanzung eine tiefere Bindung an das Projekt eingegangen wird.

Den Stuhl betreffend, haben wir uns  für folgende Variante entschieden: Auf eine schwere Steinkonstruktion wurde eine zartere Bronzesäule gesetzt. Sie wächst aus der Sandsteinstuhllehne heraus und  hat eine pflanzlichorganische Form mit einem runden, fruchtähnlichen Sonnenuhrgesicht”.

Der Allroundkünstler Heinz Bruckschwaiger hat im Laufe der Zeit viele sichtbare Zeugnisse seiner Kunst in die burgenländische Landschaft gesetzt und gepflanzt. Die Besichtigung seiner Objekte eignen sich für Ausflüge oder Radtouren. Die meisten Kunstwerke sind gerade eine Stunde mit Bahn oder Auto von Wien aus erreichbar.

Layout 1Buch-Tipp

Die Natur mit ihren Spuren wirtschaftlicher Erosion und technischer Zerstörung ist für den burgenländischen Bildhauer und Objektkünstler Heinz Bruckschwai­ger Herausforderung, Thema und Ma­t­eri­al seiner Arbeiten. Indem er als Künstler gestaltend eingreift, macht er Probleme sichtbar und setzt Zeichen.
Der Kunstband, herausgegeben zum 70. Geburtstag des Künstlers, dokumentiert nicht nur das künstlerische Schaffen der letzten zehn Jahre, sondern reflektiert auch in Wort und Bild seine Beobachtungen der ihn unmittelbar umgebenden Natur und seine daraus gewonnenen Erkenntnisse.
Ebenso widmet sich ein Kapitel den Steinen, die neben Bäumen ein wichtiges Leitmotiv seines Werkes sind.
Ein Werkverzeichnis mit einer Landkarte aller Standorte der Landschaftsprojekte Heinz Bruckschwaigers im Burgenland ergänzt den Band.

Heinz Bruckschwaiger
Hin
 zum
 Wesentlichen
edition lex liszt 12
ISBN: 978-3-99016-066-4,
Preis: 28,-Euro (zuzüglich Versandspesen)

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