„Bei mir bist Du schön … ”

Hafner
© Martin Winzisch

Mit vü musikalischem Gspia ■ Die beiden Munter- und Lustigmacher Manuel Hafner und Nadja Milfait sind bereits willkommene Wiederholungstäter im ‚S Baumgartn Wohnzimmer und Achtung! – sie wirken stärker als jeder Alkohol! Auch ein guter Grund, immer wieder bei Hochzeiten und Scheidungen aufzuspielen.

Von BLONDPRODUCTION „Funky“ Renate Danninger

Manuel Hafner hat’s nicht leicht und singt raunzig „i bin allan“ (ein Song der neuen CD „3×3 Zwölf“, Beschreibung siehe unten), was aber gar nicht stimmt, denn Nadja Milfait hat begleitend mit eingestimmt.

„Die Kuh“ ist völlig zu Unrecht ein selten besungenes Tier, ihr Image wird mit Nadjas (b)engelsgleichem Gesang wieder zurechtgerückt.

„Bei mir bist Du schön“, von de Fiaß bis zu de Zeh’n, lässt wiederum Nadjas schöne Altstimme bestens zur Geltung kommen, eingestrichen am Cello und einstrophig im Text.

„Du bist die Liebe meines Lebens“ hat den Untertitel „Zwiebelschmalzbrot“, was leider auf Mundgeruch schließen lässt …

Aber Manuel widmet sich auch gerne und inbrünstig der Hohen Minne, „will mit Dir alt werden“, und so dürfen wir die perfekte Idylle in harmonischem Zweigesang genießen, oder auch anzweifeln.

Auf Manuels Frage nach (Musik-)Wünschen seitens des Publikums hört man immer wieder aufgeregt von allen (weiblichen) Seiten „Ich will ein Kind von Dir!“ – ob diese Wünsche erfüllt wurden, entzieht sich allerdings Schreiberlings Kenntnis …

Die beiden, man kann sie guten Gewissens Komödianten nennen, zeigen ihre soziale Ader und besingen biologisch korrekt die Erdäpfel, wobei sich Nadjas nicht enden wollende Krummbirn-Arie dauerhaft im Ohr einnistet und dort wurmmäßig Unfug treibt.

Nadja schüttelt kurz eine russische Version von „Alle meine Entchen“ aus dem bunten Blumenärmel, stimmlich etwas tiefer gelegt und die Tierchen schwimmen in Russland natürlich im Wodka.

Es entspinnt sich eine Diskussion über die Anzahl der Viertel im Takt (und im Glas), auch Manuels Persönlichkeitssuche (ist er jetzt Ambros, Danzer, Elvis oder gar Mozart?) wird thematisiert, was Nadja ebenfalls, obwohl sie keine Gitarristin ist!, ihr Ego suchen lässt.

„A Gspia“ ist deutlicher Schizophrenie-Beweis, denn Manuel ambrosiert originalgetreu, und hat Danzers Wunsch „Ruaf mi ned au“ authentisch verinnerlicht.

Sprachlich werden wir mit Blaukraut, Brautkleid und Oachkatzlschwoaf trainiert, Manuel betet zu Gott, er möge weiße Spritzer regnen lassen und Nadja reagiert mit dem Lied „Bua, Du bist a Depp“ (die Beiden mögen sich halt einfach!), dessen Instrumentalteil sich als gewaltig saitenstark und hochmusikalisch erweist – da fliegt dann die Deppenverkleidung doch a bissal auf.

Im totalen Schizo-Wahn wird Manuel sogar zum Reinhard Fendrich, beängstigendes „I am from Austria“ erzählt von Apfel und Stamm …

„I ghea in a Wirtshaus“ wirkt wieder beruhigend aufs aufgepeitschte Gemüt und mit wienerisch gemütlichem Geschunkel „Unser Vater war a Hausherr“ endet dieser zwerchfellerschütternde und gehirnzellenerfrischende Abend.

’s Baumgarten Kultur Wohnzimmer

Die CD von und mit
MANUEL HAFNER & NADJAS CELLO
„3×3 Zwölf“ Schon das Betrachten der CD, besonders der einfallsreichen Bebilderung, lässt schmunzeln und weckt interessierte Neugier. Diese Erwartungen werden auch nicht enttäuscht – es wartet vü musikalisches Gspia auf den geneigten Hörer! Nadjas Cello sorgt für klingende Tonfülle und Manuels, teils authentisch-raunziger, Gesang für stolzes Austro-Feeling weitab jeglicher Schlagerpeinlichkeit.

Stolz können die beiden Spaß- und Paradiesvögel der heimischen Musik auch völlig zu Recht sein, ist die wohlgelungene CD doch im Gesamten eine Eigenproduktion – Gratulation, Bravo und weiter so!
Nadjas voller und gut ausgebildeter Gesang zu Manuels Gitarrenklängen ergibt eine g’schupfte Wienmalerei, die uns Freude ins heimische Musikherz pinselt. Einige Wortspielereien, oder vielmehr zungenbrecherische Wortkaskaden, reizen die Lachmuskel derartig, dass man die Lieder sofort wieder hören muss.
Und sogar der Tod verliert hier seine Schrecken.

Natürlich wird auch der hohen Minne aus (gebrochenem) Herzen und voller Kehle gehuldigt, und egal, ob von Nadja oder Manuel stimmlich geschmachtet, schmilzt Zuhörers Herzerl, wie sich’s bei diesem Thema gehört. Tja, Texte in der eigenen Sprache treffen halt doch schneller und sicherer ihr Ziel! Mit 35 verschieden langen Nummern vollgepresst stellt dieser Tonträger eine Synapsen erfrischende Vielfalt dar, die diese beiden Künstler im Talon haben. In den, teils skurrilen, Texten aus der Zeitlosigkeit Absurdistans wechseln tiefenphilosophische Gefühle mit schlau-witziger Gaudi ab, gespannt wartet man auf die (mit Sicherheit eintretende) Überraschung des nächsten Liedes.

Ob sich jetzt Manuel wie Georg Danzer oder Wolfgang A. Mozart fühlt, dies ist ein zutiefst österreichisches Produkt, das unsere Seele in liebenswertester Weise beschreibt. Ab in die Weiten des Universums damit, um auch den Aliens unsereiner Gemüt näher zu bringen – und sie werden’s sofort verstehen.

So ein kleines Augenzwinkern hat schon manch ernste Situation gerettet. Auch der musikalische Bogen ist weit gespannt und gespickt mit wienerischen wie klassischen Elementen, wobei immer der Groove die Richtung vorgibt.

„3×3 Zwölf“ einmal Besitz ergreifend in Hand und Ohren, hat man auch schon eine neue Liebe seines Lebens gefunden.

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