Fröhliche Musik im freien Fluss

Claudia_K

Katie Kern & Rogue Blues ■ Bitte um gründliche Augendesinfektion – man könnte von einem hartnäckigen Musikvirus infiziert werden! Dieser Freitag, der 13. 2020 wird noch lange in Erinnerung bleiben, ein letztes Aufbäumen der noch gesunden Musikszene, bevor Wien, zumindest vorübergehend, zur (kulturellen) Corona-Geisterstadt mutiert und auf einen Konzertgenuss wochenlang verzichtet werden muss.

Von BLONDPRODUCTION „Funky“ Renate Danninger

Und ein besseres, schöneres und glücklicheres Aufbäumen hätte das Publikum im ’s Baumgartn-Wohnzommer nicht erleben können.

Katie Kern hat uns mit ihrer Band deutlich gezeigt, wo die Musik wohnt! „Rogue Blues“ hätte sich Katie nicht besser aussuchen können:
Der Name Schelmenblues ist der spitzbübischen Singer/Songwriterin quasi auf den lustigen Leib geschrieben und die Musikerkollegen sind erste Wahl und Vollprofis in ihrem Geschäft.

Die Lady am Bass, Claudia K., muss nicht extra vorgestellt werden, ist sie doch mit ihren vielseitigen Talenten schon seit Jahrzehnten aus der Szene nicht mehr weg zu denken.
Bei „Rogue Blues“ sorgt sie am Linkshänder-Höfner-Bass für akzentuierten Rhythmusboden, und das so souverän, dass wir den leider erkrankten Dani Klemmer (alles Gute und baldige Besserung!) samt Schlagzeug nicht dringlich vermissen müssen.
Ganz große Gefühle werden freigesetzt, wenn sie uns mit ihrer schönen Singstimme beglückt.

Paul Reschenhofer ist ein hochtalentierter Saitenkünstler, der immer wieder bescheiden, ganz im Dienste der Musik, mit seiner Virtuosität seine Musikerkollegen zu Höhenflügen bringt, sein tief berührender Gesang findet an den Gitarrensaiten statt.

Von diesen Granden in die Mitte genommen, erstrahlt Katies hübsches, bezopftes Gesicht dermaßen vor Glück, dass uns allen das Herz aufgeht

Katie Kern zeigt sich selbstsicher und groß, die Spielfreude scheint aus all ihren Poren zu dringen und an der E-Gitarre beweist sie Riesen-Eier, um die sie so mancher Kollege nur beneiden kann. Ihre leicht raue Stimme, die aus der Tiefe ihrer Seele zu kommen scheint, bringt sie derart kraftvoll zum Einsatz, dass die Zuhörer förmlich im Gänsehautregen sitzen.

Die meisten Lieder stammen aus Katies eigener Feder, aber auch großartige musikalische Vorbilder wie u.a. Bob Dylan oder Etta James, werden stimmig und sensibel interpretiert. Die fröhliche Musik ist in keinerlei Schubladen gepresst und darf völlig frei fließen, da geht der Blues schon mal nahtlos über zu Country oder Soul – a bissal was Schwarzes hat Katie ohnehin auf den Stimmbändern.

Einige Lieder hat Katie in unserer eigenen Sprache geschrieben, und obwohl ihr Englisch putzig und ohrschlüpfrig ist, so trifft sie im Dialekt noch direkter unser (Mit-)Gefühl. Wenn sie die heilkräftige Wirkung einer Tausendsassa-Pflanze in den höchsten Tönen besingt, gibt Pauli an den Saiten Feuer und „da Blues“ macht auch ziemlich fröhlich.

„Good Girl“ zeigt 1a-Hitqualität mit hohem Ohrwurmfaktor, man könnt’s in Endlosschleife hören.

Es ist auch ein schönes Bild, wie sie da so sitzen, dreimal Saiten stark, sich innigste Saitenbattles liefern oder gemeinsam eine Klangwolke bilden, die auf eine einzigartige, beseelende Reise entführt. Mit Sicherheit wird man noch viel Schönes von Katie Kern & Rogue Blues hören, denn da hat sich eine Herzensformation gefunden, in die man sich sofort verlieben muss!

Und, liebe Leute, lasst wegen Corona den Kopf nicht hängen – ab nun wird sonntags 18h aus den Fenstern musiziert!!

’s Baumgarten Kultur Wohnzimmer

Kommentar verfassen