angst essen hirn auf

panikmachen sollte verpönt sein als in den letzten tagen aufgekommen ist, dass der österreichische kanzler sebastian kurz dem ganzen land angst machen wollte, diesesmal angst vor dem corona-virus (angst vor flüchtlingen hat er der mehrheit der bevölkerung längst gemacht), sind tatsächlich leute zu seiner verteidung ausgerückt.

von el awadalla

es sind die selben menschen die ich aus antiautoritären zusammenhängen kenne, die ich als gründerInnen und/oder vertreterInnen von freien schulen, angstfreier erziehung etc. in den 70er und 80er jahren kennengelernt habe.

damals wollten sie eine frei und angstfreie erziehung für ihre kinder. heute finden sie es gut, dass die schwarzgrüne regierung die leute in angst versetzt. sie argumetieren damit, dass sich sonst nicht alle an die regeln zur eindämmung der pandemie gehalten hätten. ich frage mich nun, hatten die damals in der zeit der freien und/oder alternativen erziehung auch schon ein solches menschenbild?

haben sie ihre kinder, nachdem sie den ganzen tag frei erzogen worden sind, am abend ins finstere kammerl gesperrt? weil angstmachen gut ist? wenn ich mir einige exemplare aus der generation der heute dreißig- bis vierzigjährigen anschaue, komme ich zu dem schluss, es muss wohl so gewesen sein. in dieser altergruppe entdecke ich erstaunlich viele vertreterInnen der schwarzen, eigentlich der schwärzesten pädagogik, die heute wieder salonfähig ist.

angst ist kein mittel der erziehung sondern ein mittel der herrschaft

angst führt nicht zu vernüftigen reaktionen sondern leistet irrationalen handlungen vorschub. insbesonders ist angst ein probates mittel gegen solidarität: wer vor anderen angst hat, kann sich nicht mit ihnen solidarisieren.

man kann zwar mit leuten solidarisch sein, die eigentlich unsympathisch sind. trotzdem kann man sich für ihre rechte einsetzen. man sich aber nicht für die rechte derer einsetzen, die einem angst machen. und da sollen wir schließlich hinkommen als gesellschaft, die sich völlig entsolidarisiert gängeln lässt.

die alten sperren wir ein, den kindern machen wir angst, den erwachsenen nehmen wir das einkommen weg – und schon ist in erstaunlich kurzer zeit ein gesellschaftliches klima des denunzierens und neidens entstanden.

erfolgreich erprobt hat der kanzler namens kurz das schon mit seiner angstmacherei vor flüchtlingen. der dümmere und überwiegende teil der bevölkerung ist ihm dabei freudig gefolgt. jetzt wird es nicht anders sein, wenn schon die, die bis vor einigen tagen von sich geglaubt haben, kritische und unabhängige geister zu sein, plötzlich angstmacherei als legitimes politisches mittel verteidigen.

mit den kritischen geistern meine ich nicht die sogenannte grüne basis oder ander grüne parteigängerInnen, sondern die, die es bis jetzt geschafft haben, in linken zusammenhängen zu überdauern. ich will überhaupt nicht über die gefährlichkeit von covid19 spekulieren. dass man gegen die verbreitung des virus etwas tun muss, ist klar. dass man dafür die demokratie opfert, ist ganz und garnicht akzeptabel.

wenn die bis vor einigen tagen kritischen geister auf einmal nicht mehr differenzieren zwischen hygienemaßnahmen und autoritärem politischen gehabe, frage ich mich ernsthaft, mit wem ich z.b. gegen schwarzblau auf den donnerstagdemos demonstriert habe.

demnächst ist muttertag, eine veranstaltung, die ich an sich nicht brauche. aber bis jetzt war muttertag oft außer weihnachten die einzige gelegenheit die alte mutter, großmutter etc. in ihrem pflegeheim zu besuchen. man galt als guter mensch, pflegte man das muttertagsritual. tat man das nicht, hatte man gefälligst ein schlechtes gewissen zu haben. ab jetzt ist das anders:

wer auch am muttertag die alten frauen im pflegeheim schmoren läßt, ist plötzlich ein guter und veratwortungsvoller mensch. mehr muss zur aktuellen gesellschaftlichen entwicklung nicht gesagt werden.

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